Der Hauswart, Psychologe im Treppenhaus? Wo Menschen zusammenleben, prallen die unterschiedlichsten Meinungen und Ansichten aufeinander, dies birgt grosses Konfliktpotential. Als Hauswart sind wir oft die erste Anlaufstelle, wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlt. Wie solche Situationen entstehen und wie Sie diese meistern, erfahren Sie in diesem Artikel.
Ein guter Hauswart
Ein guter Hauswart kennt sich in diversen Themen rund ums Gebäude aus. Was aber noch viel wichtiger ist, als gute Arbeit zu leisten, er muss gut mit den unterschiedlichsten Menschen umgehen können. Er arbeitet mit den verschiedensten Handwerkern zusammen, er pflegt den Umgang mit den Eigentümern und der Bewirtschaftung einer Liegenschaft. Und er hat ein offenes Ohr für die Mieter. Hier macht ein guter Hauswart den Unterschied. Auf einer Liegenschaft kann er Ihnen als Eigentümer oder Bewirtschafter viel Ärger ersparen und Konfliktsituationen schnell aus der Welt schaffen.
Konfliktsituationen meistern
Um eine Konfliktsituation zu meistern, müssen Sie zuerst verstehen, wie eine solche entsteht. Jede Liegenschaft ist wie ein kleines Ökosystem. Jede Person, die dort wohnt, hat bewusst oder unbewusst eine gewisse Position. Kommt es zu einem oder mehreren Wechseln, kann schon mal etwas Unruhe entstehen, bis jeder wieder seinen Platz gefunden hat. Als Hauswart auf einer neuen Liegenschaft müssen wir diese Personen zuerst kennenlernen und genauso unseren Platz in diesem Ökosystem finden.
Meistens entstehen Konflikte dort, wo sich jemand ungerecht behandelt fühlt. Oder die Bewohner stören sich an jemandem, der gegen die Hausordnung oder guten Sitten verstösst. In seltenen Fällen kann auch eine Straftat vorliegen, meistens ist es aber einfach persönliches Empfinden.
Beispiele
Jemand raucht regelmässig auf seinem Balkon. Der Mieter über ihm fühlt sich gestört, weil er die Fenster nicht offen lassen kann, ohne dass seine Wohnung nach Rauch stinkt. Was können wir tun? Rauchen ist auf dem Balkon erlaubt, und der Mieter im Stock darüber hat kein Anrecht, seine Fenster immer geöffnet zu lassen. Als Hauswart kann ich an dieser Stelle nur zu einem persönlichen Gespräch raten.
Jemand beschwert sich, dass die Waschküche nicht sauber hinterlassen wird. In diesem Fall ist zuerst zu prüfen, ob dies wirklich der Fall ist. Die Wahrnehmung von Sauberkeit ist sehr subjektiv. Ein Zettel an der Türe der Waschküche oder das persönliche Gespräch mit dem fehlbaren Mieter können hier helfen.
Ein Mieter parkiert regelmässig auf den Besucherparkplätzen, weil es einfacher ist, als sein Auto in der Tiefgarage zu parkieren. Dies ist ganz klar nicht in Ordnung, und die andern Mieter reklamieren zu Recht beim Hauswart. Ein netter Brief mit entsprechendem Hinweis unter dem Scheibenwischer löst meistens das Problem.
Dies sind nur einige Beispiele, die wir Hauswarte jeden Tag antreffen.
Was tun
In vielen Fällen sind es die eigenen Probleme, die ein Mensch auf einen Nachbarn projiziert. Einige Menschen sind sich wohl auch nicht bewusst, dass ihr Handeln andere stören kann. In einigen Fällen wird auch der persönliche Frust am Hauswart oder der Bewirtschaftung ausgelassen. Ja, als Hauswart muss man manchmal ein dickes Fell haben. Man sollte aber solche Angriffe niemals persönlich nehmen und ruhig und sachlich bleiben.
Pflegen Sie Ihre Nachbarschaft
Wie toll ist es, wenn Ihr Nachbar Ihren Pflanzen Wasser gibt, wenn Sie in den Ferien sind? Wie schön ist es, wenn Sie am Waschtag Ihres Nachbarn kurz eine Maschine zwischendurch machen dürfen? Wie praktisch ist es, wenn Ihre Nachbarin Ihre Katze füttert, wenn Sie im Spital sind? Wenn dies für Sie alles selbstverständlich ist, gratuliere ich Ihnen. Sie wohnen in einer tollen Nachbarschaft, was keine Selbstverständlichkeit ist. Wissen Sie jedoch nicht mal, wie Ihr Nachbar auf dem selben Stock heisst, wäre es vielleicht Zeit, sich bei ihm vorzustellen oder ihn zum Essen einzuladen. Sie haben viel zu gewinnen, also tun Sie es!
Tipps
Im Umgang mit schwierigen Situationen gibt es einige Tipps:
- akzeptieren, dass jeder Mensch die Welt durch seine eigene Brille sieht
- ruhig und sachlich bleiben
- die verbale und nonverbale Sprache verstehen und selber bewusst einsetzen
- lösungsorientiert handeln
- die Probleme seines Gegenübers ernst nehmen
- nicht versuchen, Ihr Gegenüber von Ihrer Meinung zu überzeugen
Zum Schluss der wohl beste Tipp, den ich Ihnen geben kann: ZUHÖREN! Lassen Sie Ihr Gegenüber zuerst ausreden.
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